Psychiatre, Psychanalyste
Die Sage vom verlorenen Monde
(Am 8. Juni 1823)
Es war einmal eine Zeit gekommen, da begann das Licht des stillen Mondes zu schwinden. Vergeblich hofften die Menschen, daß in später Abendröte sich wieder die silberne Sichel zeigen und hinabtauchen sollte, vergeblich sahen sie der goldenen Scheibe des Vollmonds entgegen, daß sie aus violetter Gegendämmerung nach Sonnenuntergang glühend sich hervorheben sollte, nimmer und nimmermehr leuchtete in dunkeln Nächten der milde lang gewohnte Glanz, und am weiten Sternenhimmel irrten schwarze Nachtwolken umher, als suchten sie den feuchten Blick des Mondes, dessen Strahlen sie in frühern Tagen oft mit goldenen Rändern aufs lieblichste geschmückt hatte. Viele Geschlechter der Menschen gingen vorüber, und lebhaft war noch immer die Trauer über den verlorenen leuchtenden Freund, noch immer suchten die Blicke sehnsüchtig in stiller Nacht, ob das silberne Licht nicht etwa plötzlich aus verhüllenden kosmischen Wolken hervorträte, und wenn dann auch leuchtend und herrlich die Sonne, der goldstrahlende Sohn der Luft, sich in Osten hervorhob, war es doch, als ob unruhig und verstimmt die Wogen des Gegühls in tiefster Seele sich bewegten. Wie denn aber die Erinnerung an den stillen Gefährten der Nächte erlosch, wie immer mehr und mehr die Überlieferung schwand von den schönen Mondesaufgängen, von den farbigen Leuchten des Nachtgewölks und der milden Klarheit, welche damals vom Monde über die ruhende Erde sich ergoß, wie die Bilder verblichen waren, in welchen frühere Erdbewohnere die Empfindung jenes stillen duftigen Lichts ausgesprochen hatten, da erstarb allmählich auch die Sehnsucht nach dem nicht gekannten Etwas, da gedachten die meisten Menschen nicht mehr des Verschwundenen, und zerstreut von den Tagesgeschäften verschliefen sie ohne ahnende Träume die finstern Nächte. Immer schwächer wurde das Gedächtnis jener frühen Zeit, wo auch der Nacht eine Sonne gegeben war, immer mehr beruhigte man sich bei mäßigem Sonnenlicht und wenigem Sternenschimmer, und immer weniger empfand man, daß das Erdenleben eine Teil seinere Schönheit verloren habe. Ja, es fehlte nicht an unterrichteten Leuten, welche, wo immer etwa des ehemaligen Mondes gedacht wurde, recht verständig beweisen wollten, daß dieser Verlust für einen wahren Gewinn und mächtigen Fortschritt im menschlilichen Dasein geachtet werden müsse. Denn, sagten sie, hat man nicht in uralten Büchern gelesen, wie es sonst Menschen gegeben haben soll, welche durch hellen Vollmondsschein zu den wunderlichsten Träumen, verführt worden waren, welche, wie angezogen von den Mondesstrahlen, schlafend aufstanden, Mauern, Bäume und Felsen erklommen und den bedeutendsten Gefahren sich bloßgaben? Hat man nicht gelesen, wie durch jenen sogenannten Monde in starkes Schwanken des Meeres veranlaßt worden sei, welches Ebbe und Flut genannt zu werden pflegte und welches an Häfen und Dämmen mannigfaltige Beschädigungen herbeiführte? Soll nicht sogar zuzeiten durch diesen Mond das einzig echte Sonnenlicht verfinstert worden und an vielen Orten Furcht und Schrekken verbreitet worden sein? – Da die Menschen in der Mehrzahl um diese Zeit auch schon viel gesetzter geworden waren, so fanden sie solche Gründe höchst einleuchtend und vergaßen des Mondes um so schneller. Bald finden sich hier und da an Stimmen zu erheben, welche keck behaupteten, die ganze Sage vom Monde sei eigentlich nur aus der Luft gegriffen, und es stünde sehre zu bezweifeln, daß es je einen Mond wirklich gegeben habe; es stehe vielmehr sehr zu fürchten, daß einige Dichter, durch welche überhaupt so viel unnützes phantastisches Zeug von jeher verbreitet worden, durch lebhafte Gedichte allein jen Sage veranlaßt hätten. Ja, es gab gelehrte Leute, welche fanden, daß die Annahme eines Mondes so sehr ihren kosmologischen Theorien zuwiderlaufe, daß die ganze Erscheinung geradezu als unmöglich angesehen werden müsse. Zwar wollte man nun dieser Meinung anfangs vielerlei entgegensetzen, man berief sich auf historische Zeugnisse, auf gewisse alte astronomische Berechnungen, ja sogar auf einige uralte Mondkarten, welche in einigen besonders reich ausgestatteten Bibliotheken als Merkwürdigkeiten vorgezeigt wurden; indes ließen sich dadurch die Gegner doch nicht aus dem Felde schlagen, sie waren mit einer Menge Beispielen bei der Hand, wo die gelehrtesten Leute die abgeschmacktesten Irrtümer sich hatten zuschulden kommen lassen, und fanden als gerüstete Skeptiker in solchen Betrachtungen genügende Widerlegung aller Entgegnungen.
Wie es nun aber zu gehen pflegt, daß bei aller Trefflichkeit unserer Staatsverfassungen ein gewisses ursprünliches Gefühl angeborener Freiheit sich nicht ganz unterdrücken läßt, wie es zu gehen pflegt, daß irgendein Genius durch alle Formen einer wohl ausgedachten und mühsam geleiteten wissenschaftlichen Bildung hindurchgreift und plötzlich nach einem Ziele sich wendet, welches dem einmal gefaßten Plane völlig entgegengesetz ist, so gab es auch zu jener Zeit junge poetische Seelen, denen alle die angenommenen Meinungen über die Sage vom Mond höchst ungenügend vorkamen. Eifrig wurden von ihnen die ältesten Mythen vom Mond bis auf die letzten Angaben gesammelt, Luna und Endymion waren ihnen nicht unbekannt, die ältesten Gedichte über den Mond wurden in die herrschende Sprache mit wehmütiger Lust übertragen, und sehnsüchtig blickte noch manches Auge zum Horizont, wenn im Innern die alten Sagen erwachten, wenn man las, wie vor Jahrtausenden ein Dichter den aufsteigenden Mond dem goldleuchtenden Schilde des Helden verglichen und wie ein etwas späterer von ihm gesagt hatte, daß er über die nächtliche Gegend so mild sich verbreitet habe wie des Freundes Auge über des Freundes Geschick. War dann ein tiefes Gemüt recht lebhaft erfüllt vom Verlangen, die ungekannte Seligkeit einer stillen Mondnacht zu schauen, war in ihm die Freudigkeit einer reinen Liebe zu allem Guten und Schönen recht hell und kräftig aufgegangen, dann geschah es wohl, daß in stillen Nächten der Traum den alten treuen Gefährten der Erde wieder zurückführte, daß er glänzend über dem leuchtenden Saume dunkeln Gewölks die mildstrahlende Mondeskugel wieder heraufhob und Erde und Meer in ungewohnter Klarheit sich wieder jugendlich zu beleben schienen, bis wiederkehrendes Geräusch des Tages die lieben Bilder verscheuchte. – Man erzählt, daß mehrere bald nach solchen Erscheinungen plötzlich verstorben sind.
Carl Gustav CARUS, Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten[1].
Légende de la lune perdue
Il était une fois un temps venu, où la lumière de la lune calme commença à disparaître. En vain les gens espérèrent qu’à la fin du coucher de soleil le croissant argenté se montrerait à nouveau et plongerait, en vain ils attendaient de voir en face le disque doré de la pleine lune, qui devait ressortir du crépuscule violet après le coucher du soleil rougeoyant, jamais et plus jamais ne brilla dans les nuits sombres l’éclat doux et depuis si longtemps habituel, et dans le vaste ciel étoilé erraient des nuages noirs, comme s’ils cherchaient le regard moite de la lune, dont les rayons s’étaient parés souvent jadis de suaves marges dorées. Nombreuses générations humaines passèrent, et la tristesse du deuil était encore toujours vive envers l’amie brillante perdue, les regards cherchaient encore toujours avec nostalgie dans la nuit calme, si la lumière argentée allait soudainement ressortir des nuages cosmologiques qui la recouvrait, et quand ensuite le soleil aussi magnifique et luisant, le fils rayonnant d’or de l’air, se levait à l’est, c’était alors comme si les vagues du sentiment, agitées et fâchées, se déchaînaient au plus profond de l’âme. Comment le souvenir de la compagne calme de la nuit s’éteignait, comment de plus en plus la transmission des beaux levers de lune, des lumières colorées des nuages nocturnes et de la douce clarté, qui à l’époque se répandait de la lune sur la terre calme, faiblissait, comment les images, dans lesquelles les premiers habitants de la terre exprimèrent leur sensation de cette lumière calme et parfumée, étaient ternies, alors mourait progressivement aussi la nostalgie de cette Chose inconnue, alors la plupart des gens ne se souvenaient plus de la disparue, distraits par les occupations diurnes ils passaient les nuits sombres à mal dormir sans faire de rêves prémonitoires. Le souvenir du temps ancien, où la nuit avait aussi un soleil, devenait toujours plus faible, on se calmait de plus en plus par une lumière du soleil modérée et par moins de lueurs des étoiles, on ressentait de moins en moins que la vie sur terre avait perdu une part de sa beauté. Non, il ne manquait pas de gens érudits, qui, là où on se souvenait toujours de quelque chose de l’ancienne lune, voulaient donner des preuves raisonnables que cette perte devait être estimée comme une vraie victoire et un puissant progrès pour l’existence humaine. Alors, disaient-ils, n’a-t-on pas lu dans les livres des premiers temps, comment avant certains humains étaient entrainés par la clarté de la pleine lune à faire des rêves bizarres, d’autres, comme attirés par les rayons de la lune, devenus somnambules, escaladaient des murs, des arbres et des falaises, et s’exposaient à d’importants dangers. N’a-t-on pas lu comment cette soi-disant lune provoquait de fortes oscillations de la mer, appelées marées basses et hautes, qui provoquaient des dégâts divers dans les ports et les barrages ? La seule véritable lumière du soleil n’a-t-elle pas même été assombrie par cette lune, et, terreur et peur n’ont-elles pas été propagées en de nombreux lieux? – Là à cette époque la plupart des hommes étaient devenus déjà beaucoup plus posés, et trouvaient de telles raisons extrêmement convaincantes, et oublièrent la lune d’autant plus rapidement. Bientôt commencèrent ici et là à s’élever des voix, assez effrontées pour prétendre que toute la légende de la lune n’était inscrite véritablement que dans l’air, il était très douteux qu’une lune avait réellement existé. Il y avait beaucoup plus à craindre que certains poètes, à travers des dires absolument inutiles et fantaisistes propagés de tout temps, à travers des poèmes vivants avaient seuls conduit à cette légende. Oui, il y avait des érudits qui trouvaient que l’hypothèse d’une lune était contraire à leurs théories cosmologiques, que toute l’apparition devait être considérée tout simplement comme impossible. Certes on voulait désormais s’opposer à cette opinion au début de toutes sortes de manières, on se référait à des preuves historiques, à des calculs astronomiques anciens certains, et même à quelques cartes anciennes de la lune, qui étaient présentées comme des curiosités dans des bibliothèques particulièrement bien équipées. Cependant ainsi les opposants ne se laissaient pas évincer, une quantité d’exemples à la main, là où les plus érudits avaient à se reprocher les erreurs les plus incongrues, et trouvaient comme des sceptiques dans ces observations suffisamment de réfutations aux répliques.
Mais comme alors en général cela se passe, qu’étant donnée la perfection de la constitution de notre société un certain sentiment originaire de liberté innée ne se laisse pas opprimer, comme cela se passe, que n’importe quel Génie, se saisisse à travers toutes les formes d’une formation scientifique bien réfléchie et dirigée avec peine, et soudain se tourne vers un but, qui est complètement opposé à un plan de départ, il y eu à chaque temps de jeunes âmes poétiques, pour lesquelles les avis empruntés sur le conte de la lune restèrent très insuffisants.
Studieusement furent rassemblés par eux les plus vieux mythes jusqu’aux derniers renseignements, Lune et Endymion n’étaient pas inconnus d‘eux, les plus vieux poèmes sur la lune furent traduits avec un plaisir mélancolique dans les langues actuelles, beaucoup d’yeux scrutaient l’horizon avec nostalgie, quand au fond d’eux-mêmes se réveillaient les vieilles légendes, quand on lut qu’il y a des millénaires un poète compara le lever de lune à un bouclier de héros brillant d’or, et on dit d’elle un peu plus tard qu’elle s’était répandue dans la région de la nuit doucement comme celle de l’œil ami sur celle du destin ami.
Ensuite fut ressenti un profond sentiment bien vivant de désir, de béatitude inconnue de contempler une calme nuit de lune, était levé en lui la joie d’un amour pur envers tous les bons et beaux clair et fort, ensuite il se passa que, dans les nuits calmes, le rêve ramena à nouveau la vieille et fidèle compagne de la terre , et fit se relever, brillant sur la marge lumineuse des sombres nuages, la sphère de la lune aux rayons doux , et la terre et la mer semblaient revivre rajeunies par une clarté inhabituelle, jusqu’à ce que le bruit du jour chassa la chère image. On raconte que de nombreux gens, peu après de telles apparitions, moururent soudainement.
Carl Gustav CARUS, souvenirs de vie et mémoires.
[1] Nach der zweibändigen Originalausgabe von 1865-66, neu herausgegeben von Elmar Jansen, Gustav Kiepenheuer Verlag, Weimar, 1969, Erster Band, Fünftes Buch, pp. 429-433.